3. Strategiekonferenz der Vogtlandpioniere: Regenerative Energien, Innovationen in der Bauwerkssanierung, Vernetzung und Transfer
Voller Energie zurück aus dem Bayerischen Vogtland!
Die jährliche Strategietagung der Vogtlandpioniere fand Mitte Oktober in Hof statt. Regenerative Energien, Innovationen in der Bauwerkssanierung sowie Vernetzung und Transfer mit neuen Initiativen aren die Schwerpunkte des Treffens in der revitalisierten Münch-Ferber-Villa.
Frank Weckend, Beiratsvorsitzender der Vogtlandpioniere hat die Mitglieder, Interessenten und Beiräte herzlich begrüßt. Constanze Roth, hat die Talkrunde unter dem Motto „Erneuerbare Energien – welche Zukunftskonzepte braucht unser Kulturerbe?“ sehr charmant moderiert.
Die Folgen des Klimawandels gehören zu den größten Herausforderungen der Gegenwart. Für den Umgang damit sind kluge Konzepte und aktives Handeln gefragt, um CO2 einzusparen, billige fossile Brennstoffe zu reduzieren und für die Energiegewinnung erneuerbare Ressourcen zu nutzen. Das gilt auch für die Erhaltung von historischen Bauwerken und ihrer energetischen Ertüchtigung. Deshalb wurde dieses Thema auf der Jahrestagung des WIR!-Bündnisses Vogtlandpioniere mit Experten diskutiert: Georg Sahner vom Architekturbüro Sahner aus Stuttgart stellte ein mit der Bayrischen Denkmalschutzmedaille ausgezeichnetes Modellprojekt in Wasserburg am Inn vor, Anica Mayer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ordnete dieses Projekt in weitere Forschungsaktivitäten an der Technischen Universität München ein und der Landeskonservator von Sachsen, Alf Furkert, fragte nach neuen Konzepten für private Denkmaleigentümer, um neu gewonnene Energie abseits weit verbreiteter, aber für denkmalgeschützte Gebäude ungeeignete Photovoltaik-Anlagen, in unser gesamtes Energiesystem einzuspeisen. Hier sind kurzfristig Innovationen gesucht! Thomas Strobel von der fenwis GmbH aus München, Beirat der Vogtlandpioniere und vierte Experte in der Runde fand sehr klare Worte zum Thema: Unsere Zukunft verträgt keine weiteren Kompromisse, wenn es um das Erreichen der Klimaziele geht! Dafür braucht es jetzt solidarische Lösungen einer proaktiven Gesellschaft, die nicht länger auf Entscheidungen aus der Politik wartet, sowie das Ende unserer Wohlstands-, Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. Im Veranstaltungssaal gab es spontanen lauten Beifall von den etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung. Strobels Appell reiht sich in die aktuellen Forderungen der Architekten- und Baukultur-Branche an die Bundesregierung: Im „Abrissmoratorium“ fordert der Bund deutscher Architekten BDA den Erhalt von Bausubstanz statt Abriss! Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand. Den Gebäudebestand zu nutzen ist ein wirksames Mittel gegen die Energie- und Klimakrise. Denn damit sinkt die Nachfrage nach teuren Rohstoffen, die durch die globalen Konflikte knapp geworden sind, es wird die Versiegelung von weiteren Flächen durch Neubau gestoppt sowie die Entstehung von schwer recycelbaren Bau- und Abbruchabfällen. Sie machen derzeit 55 Prozent des gesamten deutschen Abfalls aus und umfassen 230 Millionen Tonnen im Jahr.
Die Vogtlandpioniere wollen durch neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte einen Beitrag leisten für die Erhaltung von Baukultur als Klimaschutz. Damit einher geht auch die Wertschätzung von baukulturellen, gesellschaftlichen und geschichtlichen Entwicklungen von Regionen und Städten und deren Bewohner:innen. Die Impulse aus dem Expertengespräch fließen in die Vorbereitung eines neuen Projektaufrufs zur Förderung von Entwicklungsprojekten ein, der im November 2022 veröffentlicht wird.
Einen Wandel auf der Baustelle verspricht auch die Entwicklung einer neuen Applokation, die bei der Umsetzung von Sanierungsprojekten alle beteiligten Gewerke auf der Baustelle unterstützen kann, sozial, risikoreduzierend & lohnend zusammen zu arbeiten. SMACRA ist ein digitales Instrument, dass von der dilb GmbH aus Miesitz entwickelt wurde. Die dilb Gmbh ist Mitglied des Bündnis Vogtlandpioniere. Jürgen Mittmann stellte den Demonstrator engagiert vor und erhielt in der Diskussion mit dem Auditorium viel Feedback zur Praxistauglichkeit und Verwendung.
Für Vernetzung und Kooperation sorgte im Anschluss die Vorstellung verschiedener Initiativen, die sich der Erhaltung & Umnutzung von Industriekultur, dem Kulturerbe, der Denkmalpflege& Restaurierung widmen. Wie zum Beispiel das Restauratoren-Netzwerk romoe aus Erfurt, die Initiative „Industriekultur Nordbayern“ aus Thurnau oder das Denkmalnetz Sachsen.
Vertiefende Gespräche waren für alle Beteiligten nach dem Ende der Vorträge im Pavillon der Münch-Ferber-Villa im abendlichen Get together in der restaurierten und umgenutzten Fabrikantenvilla möglich. Als innovative „Vorspeise“ wurde der Prototyp aus dem Forschungs- und Entwcklungsprojekt KulTex der Vogtlandpioniere präsentiert – Fabian Schreiber von dem Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V. aus Greiz präsentierte einen multifunktionalen Würfel mit Energie-, Licht-, Leit- und Magneteigenschaften, der als Raummodul die Nutzung von brachliegenden Räumlichkeiten in alten Gebäuden unterstützen kann. Beeindruckend war ebenso die Live-Demonstration des digitalen Zwillings von Schloss Burgk im Thüringer Vogtland durch das Start up Consensive GmbH aus Weimar, eine Ausgründung aus dem Vogtlandpioniere-Startprojekt „DenkmalDigital“. Neugierige konnten begeistert in das Metaversum des hochaufgelösten 3D-Modells eintauchen und mit den Avataren aus Weimar die historische Malerei an der Decke des Alten Rittersaals besichtigen. Vielen Dank an Consensive für die Vorführung der spektakulären neuen Digitaltools für die Denkmal-, Restaurierungs- und Sanierungsbranche!