Auf der Suche nach neuen Lösungen zum Korrosionsschutz
Fragen der praktischen Konservierung und neue Lösungen für die Beschichtung korrodierter und freibewitterter Industriedenkmäler und Großobjekte stehen wieder verstärkt im Fokus der Forschung. Vom 19. bis 20. Oktober 2023 fand hierzu im Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM), Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, die Tagung „Industrial Heritage Conservation Symposium 2023“ statt.
Ausrichter der Tagung ist das DBM, Mitglied der Vogtlandpioniere und Verbundpartner im Projekt REALGLAS. Erik Fischer, Freier Architekt, Mitglied im Lenkungskreis der Vogtlandpioniere und ebenfalls Verbundpartner im Projekt stellte das laufende Vorhaben in seinem Beitrag „Die Blankenburger Fassade – Perspektiven der denkmalgerechten Sanierung einer seriellen Aluminium-Glas-Fassade“ vor: Im Zentrum steht die Entwicklung einer zerstörungsfreien Sanierungstechnologie für die weit verbreitete MLK-Fassade der Ostmoderne mit den Zielparametern Wärme-, Feuchte- und Witterungsschutz. Markant sind bei diesem Fassaden-Typ insbesondere die farbig hinterlegten Glaselemente der Wetterschale, die es dabei zu erhalten gilt.
Korrosionsschutz, der auch bei REALGLAS eine Rolle spielt, wurde auf der Tagung u.a. von Wayne Senick, Technischer Direktor und Präsident von Termarust Technologies Inc. (Kanada) in seinem Vortrag „Paint don’t work – A promising perspective for the transparent coating of completely weathered plants“ [Anstrich funktioniert nicht – Eine vielversprechende Perspektive für die transparente Beschichtung von völlig verwitterten Anlagen] beleuchtet. Er verdeutlichte, wie die gängige Praxis, salzkonterminierte Spaltrost-„Wunden“ lediglich mit einer neuen Beschichtung abzudecken, dazu führen kann, dass Metallbauteile von innen heraus zerstört werden – bis hin zum Verlust ihrer strukturellen Integrität. „Gründlich gereinigt, desinfiziert, mit Antibiotikum behandelt und mit einer guten Bandage abgedeckt“ wie bei offenen Körperwunden könne dem entgegengewirkt werden. Zeige sich schwarzer Rost, käme laut dem Experten allerdings alles Handeln zu spät.
Architektur- und Industriedenkmals und UNESCO-Welterbes Zeche Zollverein in Essen
Insgesamt reihten sich auf der Tagung spannende Themen aneinander. Sichtbar wurden bei der anschließenden Besichtigung des Architektur- und Industriedenkmals und UNESCO-Welterbes Zeche Zollverein in Essen, vor welchem Ausmaß an praktischen Herausforderungen Akteure in der Regel stehen, um freibewitterte Industriedenkmäler dauerhaft zu erhalten und zugänglich zu machen.
Im Vogtland sind die Maßstäbe und baulichen Bedingungen von Bauten schützenswerter Industriekultur zwar sicherlich andere. Vor Fragen des Korrosionsschutzes steht man dort jedoch genauso wie überall, wo Metall auf Witterung und Feuchtigkeit trifft.
Übrigens: Mit Fragen des Korrosionsschutzes setzen sich die Vogtlandpioniere auch im derzeit laufenden Projekt StarkMetall auseinander. Mehr Informationen