Europäischer Tag der Restaurierung: 3 Fragen an die Restauratoren Jens Linke und Martin Fliedner
Am 16. Oktober findet der 5. Europäische Tag der Restaurierung statt. An diesem Sonntag können Sie die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren entdecken, die sonst meist nur im Verborgenen liegt. Anlass, um Ihnen 2 Restauratoren aus unserem Bündnis einmal näher vorzustellen.
Wir haben Jens Linke und Martin Fliedner gebeten, einige Fragen zu seiner Profession zu beantworten und freuen uns sehr, diese teilen zu dürfen. Vielen Dank dafür.
Restaurator Jens Linke (Bildrechte: pons asini)Jens Linke ist Dipl.-Restaurator in der Restauratoren-Gemeinschaft pons asini. Nach seiner Lehre als Steinmetz in der Denkmalpflege hat Herr Linke in Potsdam an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung Restaurierung studiert. Herr Linke engagiert sich schon seit einigen Jahren für die Vogtlandpioniere. In Zusammenarbeit mit Bauhaus-Universität Weimar hat er das Projekt „Denkmaldigital – Grundlagen der Digitalisierung in Denkmalpflege und Sanierung“ im Sommer 2021 erfolgreich abgeschlossen.
Warum haben Sie den Beruf Restaurator gewählt? Wer oder was hat Sie dazu motiviert?
Durch meine Handwerksausbildung geriet bereits sehr früh mit der Bewahrung von Kultur- und Kunstgütern in Kontakt. Die Suche nach Erfahrungen und fundiertem Wissen um deren Erhalt war von Beginn an treibende Kraft – Studium und Weiterbildungen die logische Folge. Es ist mir ein Grundanliegen, Erfahrungen durch den fortwährenden Lernprozess in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.
Was wünschen Sie der Branche Restaurierung für die Zukunft? Vielleicht mehr Nachwuchskräfte? Mehr Öffentlichkeit?
Zu wünschen wäre mehr Qualität als Quantität, sowohl bei der Ausbildung als auch in der täglichen Praxis. Immerhin legen die Restauratoren Hand an unwiederbringliche Werte. Hier wäre auch der Berufsschutz zu nennen und die Akzeptanz, dass Restaurierung eine künstlerisch-wissenschaftliche Arbeit ist, welche besondere Qualifikationen erfordert.
Welches Restaurierungsprojekt hat Sie besonders fasziniert – und warum?
Wenn gleich man meinen könnte, dass bestimmte Objekte besondere Faszination ausüben, verspüre ich dies nicht. Ob es Bauwerke oder Kunstgegenstände von antiker Herkunft bis hin in die gegenwärtige Zeit waren – schon allein über die methodische Herangehensweise erschließen sich Arbeitsfelder mit immer neuen Herausforderungen. Es bereitet mir heute besondere Freude, sichtbare Ergebnisse über Wissensvermittlung erbringen zu können. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Website von pons asini
Martin Fliedner hat seine Ausbildung an der FH Erfurt im Fachbereich Wandmalerei und Architekturfassung gemacht. Seit 2009 arbeitet er als selbstständiger Restaurator in Pöhl/Vogtland.
Warum haben Sie den Beruf Restaurator gewählt? Wer oder was hat Sie dazu motiviert?
Zur Restaurierung bin ich recht früh gekommen. Bereits als Schülerpraktikum in der 10ten Klasse habe ich mich für ein Praktikum im Bereich der Restaurierung entschieden.
Den Ausschlag hat ein Besuch in den Uffizien in Florenz und der Ausgrabungsstätte in Pompeji gegeben. Zunächst beeindruckte mich als jungen Menschen die meditative Arbeit während einer Retusche. Sicherlich musste ich lernen, dass viel mehr zu dem Arbeitsfeld des Restaurators gehört. Ich genieße allerdings noch heute, wenn es zur Retusche kommt, und ich konzentriert auf kleinstem Raum arbeiten kann.
Was wünschen Sie der Branche Restaurierung für die Zukunft? Vielleicht mehr Nachwuchskräfte? Mehr Öffentlichkeit?
Die Restaurierung durch akademische Restauratoren hat aktuell einige Schwierigkeiten ihren Platz zu finden. Durch die verstärkte Ausbildung der Restauratoren im Handwerk, was zweifelsohne zu begrüßen ist, wird die Restaurierung von baugebundenen Kulturgütern durch akademische Restauratoren etwas von der praktischen Arbeit verdrängt. Hier muss in nächster Zeit eine nachvollziehbare Konstellation gefunden werden, die den Objekten und der erfolgreichen Erhaltung dieser dient.
Welches Restaurierungsprojekt hat Sie besonders fasziniert – und warum?
So ziemlich jedes Restaurierungsprojekt hat seine Besonderheit. Restaurierung ist stets ein Prozess der Problemlösung auf Grundlage vorliegender Bedingungen.
Mein aktuelles Projekt am Plauener Rathaus fasziniert mich aufgrund seiner wechselhaften Geschichte. Geschaffen 1976 durch Karl Heinz Adler und Friedrich Kracht als Ersatz für die nicht zu realisierende Sandsteinfassade wurde das Wandbild aus farbigem Keramikgranulat bereits 11 Jahre nach Entstehung verdeckt und geriet weitestgehend in Vergessenheit. Nur durch den Hinweis und den großen persönlichen Einsatz einiger Engagierter konnte das ca. 250qm Wandbild erhalten werden. Und wird sicherlich das Schmuckstück des zukünftigen Rathauseinganges sein.
Wir freuen uns, dass wir noch weitere Restauratoren:innen für das Bündnis Vogtlandpioniere begeistern konnten: Arnulf Dähne von pons asini, Sina Lorbeer-Klausnitz vom futurum vogtland e.V., Christian Späte aus Zeitz und Jens Wirth aus Treuen.